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Pumpkosten reduzieren, Schäden vermeiden

Die in planmäßig vollgefüllten Leitungen eingeschlossene Luft ist grundsätzlich unerwünscht. Wenn die Luft nicht bereits beim Befüllen einer Leitung eingeschlossen wird, treten kleine Gasblasen (Luft, Kohlensäure usw.) auch während des Betriebs auf. Diese können sich dann nach und nach zu größeren Gasblasen vereinen und nach oben steigen. In der Folge sammeln sie sich dann an Hochpunkten von Rohrleitungen und bilden dort Luftpolster. Die Folgen können sehr unterschiedlich sein:

  • Die Interpretation von Dichtheitsprüfungen vor der Inbetriebnahme von Leitungen wird erschwert.
  • Durch die Verringerung des freien Strömungsquerschnitts und den damit verbundenen höheren Druckverlusten in der Leitung wird die Förderleistung von Pumpen gedrosselt; die Pumpkosten steigen.
  • Es können Vibrationen an Pumpen und Armaturen auftreten.
  • Druckstöße werden verstärkt und es kann zu Schäden an den Leitungen kommen.

Für Trinkwasserleitungen wird z. B. im DVGW-Merkblatt W 334 beschrieben, dass Luftansammlungen erhebliche dynamische Druckänderungen infolge der unterschiedlichen Dichte der beiden Medien verursachen können. Daher müssen Rohrleitungen möglichst luftfrei sein und luftfrei gehalten werden.

 

Druckstoß unter der zulässigen PMA

Ein Sonderfall stellt die Inbetriebnahme einer Leitung dar. Direkt nach dem Bau ist das gesamte System mit Luft gefüllt und muss erst mit einer Flüssigkeit befüllt werden. Dabei ist folgendes zu beachten: Wird beim Füllen von Rohrleitungen über Entlüftungsventile die Luft abgegeben, muss die Füllgeschwindigkeit möglichst niedrig gehalten werden. Der gefürchtete Druckstoß (Joukowsky-Stoß), der dann eintritt, wenn der Schwimmkörper des Entlüftungsventils am Ende des Füllvorgangs schlagartig den Ventilsitz verschließt, muss unterhalb der zulässigen Druckbelastung (PMA = höchster zeitweise auftretender Druck, einschließlich Druckstoß, dem ein Rohrleitungsteil im Betrieb standhält) der Rohrleitung bleiben. In der Regel wird der zulässige Druckstoß aus Sicherheitsgründen auf 3 bar begrenzt. Die Füllgeschwindigkeit ist nach dem DVGW-Merkblatt W 334 auf 0,25 m/s begrenzt.

 

Druckschwankungen entgegenwirken

Zur Absicherung der Rohrleitung gegen unzulässige Druckschwankungen für einen störungsfreien Betrieb ist je nach Betriebszustand eine Belüftung oder Entlüftung der Leitungsanlage erforderlich. Die in Leitungen eingeschlossenen Gasblasen verringern den freien Strömungsquerschnitt, erhöhen den Druckverlust in der Leitung und erzeugen unter Umständen unerwünschte Druckstöße. Die Größe und Anzahl der Entlüftungsventile ist in Abhängigkeit von der Nennweite der Leitung, der Füllmenge, der Topografie sowie der maximal zulässigen Luftgeschwindigkeit im engsten Querschnitt des Entlüftungsventils (Hauptentlüftung) festzulegen.

Be- und Entlüftungsventile sind im Allgemeinen in Schächten oder Gebäuden eingebaut; Sie können auch auf oberirdisch verlaufenden Rohrleitungen angeordnet werden. Die für den erdüberdeckten Einbau geeigneten sind so genannte Be- und Entlüftungsgarnituren.

 

Be- und Entlüften

Das Belüften über selbsttätige Belüftungsventile ist in folgenden Fällen erforderlich:

  • Entleerung von Leitungsabschnitten
  • bei Unterdruckbildung zum Schutz der Leitung (z. B. hinter Rohrbruchsicherungen)

Das Entlüften ist im normalen Netzbetrieb nicht erforderlich. Auch bei Fernleitungen ist keine Zwangsentlüftung erforderlich, wenn die Strömungsgeschwindigkeit ausreicht, auch bei abfallendem Leitungsverlauf, die Luftblasen mitzureißen. In Fällen, wo sich störende Luftansammlungen bilden können, sind selbsttätig wirkende Entlüfter vorzusehen. Luft in Wasserleitungen ist hauptsächlich dort zu erwarten, wo bestimmte Voraussetzungen, wie Druckabsenkungen und Temperaturerhöhungen, gegeben sind.

 

Auswahl verschiedener Be- und Entlüfter

Die meisten Bauarten basieren auf dem Schwimmkörperprinzip, mit und ohne Hebelverstärkung.

 

Schwimmkörperprinzip

Be- und Entlüfter nach dem Schwimmkörperprinzip werden mit einer Hauptentlüftung mit großem Be- bzw. Entlüftungsquerschnitt und einer Betriebsentlüftung mit kleinerem Be- bzw. Entlüftungsquerschnitt ausgeführt. Die Hauptbe- bzw. -entlüftung dient dazu, große Luftmengen aus der Rohrleitung abzuleiten bzw. zuzuführen. Das ist der Fall, wenn Rohrleitungen befüllt oder entleert werden.

Kleinere Luftvolumina, die während des Normalbetriebs entstehen können, werden über die Betriebsentlüftung abgeführt.

 

Ventilhebelfunktion

Bei Be- und Entlüftungsventilen mit Hebelfunktion werden über Hebel in den Bauteilen Ventile geöffnet bzw. geschlossen; je nach Anwendungsfall kommen unterschiedliche Bauformen zum Einsatz.

 

 

Auswahl verschiedener Be- und Entlüftungsventile

Unterschiedliche Bauformen von Be- und Entlüftungsventilen mit Hebelfunktion. Links oben: Schnittdarstellung eines Einkammerventils mit Ventilhebel für kleine und große Luftvolumina; Links unten: Be- und Entlüftungsventil mit Hebelfunktion für Abwasserdruckleitungen; Rechts: Die Darstellung zeigt eine Betriebsentlüftung. Der Schwimmkörper ist an einem Hebel befestigt. Ein Ventilstößel am Hebel verschließt die Entlüftungsbohrung bei positivem Druck. Bei negativem Druck sinkt der Schwimmkörper ab und die Bohrung wird geöffnet. Luft kann entweichen.

Besondere Bauformen

In Ergänzung zu den o.g. Bauformen haben sich aus betrieblichen Gründen besondere Bauformen weiterentwickelt. Staudruckbremsen werden eingesetzt, um Be- und Entlüftungsventile vor Druckstößen zu schützen. Im Gehäuse der Armatur ist ein Absperrkörper in der Strömung beweglich gelagert. Bei Überschreiten einer bestimmten Strömungsgeschwindigkeit wird der Absperrkörper vom Medium in den Gehäusesitz geführt. Es bleibt nur ein reduzierter Querschnitt frei.

Damit in Revisionsfällen das Be- und Entlüftungsventil von der Rohrleitung abgetrennt werden kann, wird häufig vor dem Be- und Entlüftungsventil ein Absperrschieber angeordnet. So kann das Be- und Entlüftungsventil auch während des Betriebes der Hauptleitung demontiert oder gereinigt werden. Ein weich dichtender Schieber ist für diese Funktion am besten geeignet, da er einen freien Durchgang zulässt. Um das Belüften bei kleinen Be- und Entlüftungsventilen zu verhindern und nur das Entlüften sicherzustellen, werden häufig Be- und Entlüftungsventile mit Belüftungssperre eingesetzt. Diese Ventile finden ihre Anwendung hauptsächlich bei Saugleitungen für mechanisch gereinigtes Wasser oder im Trinkwasserbereich.

Autoren: Jürgen Rammelsberg und Christoph Bennerscheidt, EADIPS FGR

 

Der Beitrag wurde von der Redaktion leicht gekürzt. Den kompletten Beitrag mit diversen Abbildungen finden Sie als PDF im Downloadbereich unter Downloads Jahreshefte EADIPS FGR.