Lesedauer ca. 4 Minuten

Die neue Transitleitung für das Birstal

Sichere Trinkwasserversorgung auch bei Hochwasser

Starkregenereignis 2007

Vom Nachmittag des 8. August 2007 bis zum Morgen des 9. August 2007 erreichten die Niederschlagsmengen im schweizerischen Birstal unerwartete Dimensionen: innerhalb von 15 Stunden fielen dort zwischen 90 und 120 mm Regen. „Dies ist normalerweise die gesamte durchschnittliche Regenmenge eines Monats. Das hydraulische Einzugsgebiet der Birs (Sorne, La Scheulte und Lützel) oberhalb von Laufen beträgt ca. 701 km². Damit fiel auf diese Fläche im Durchschnitt eine Regenmenge von 1.168 m³/Sek.“

So steht es im Bericht des Kantonalen Krisenstabs KKS Basel-Landschaft vom 22. Januar 2009 über das verheerende Hochwasser vom 8./9. August 2007 [1], das so ziemlich im gesamten Kanton Basel-Landschaft große Probleme verursachte.

Heizöl gelangt in die Birs

Die Extremniederschläge dieser August-Nacht 2007 haben in kürzester Zeit im gesamten Kanton Basel-Landschaft die Bäche und Flüsse bedrohlich ansteigen und über die Ufer treten lassen und Städte, Dörfer und Gemeinden überflutet. In der Folge kam es auch zu zahlreichen und umfangreichen Freisetzungen von Heiz- öl. Nach Schätzungen gelangten rund 180.000 l in die Umwelt, von denen rund 150.000 l schnell eliminiert und damit größere Schäden vermieden werden konnten. Ca. 30.000 l Heizöl sind durch die Hochwasser führende Birs mitgerissen worden. Da das Heizöl teilweise das Grundwasser der Birs infiltrierte, insbesondere beim Grundwasserpumpwerk „In den Weiden“, und Pumpwerke deswegen abgeschaltet werden mussten, konnten es die angrenzenden Gemeinden über Tage nicht mehr zur Trinkwasseraufbereitung nutzen. Tanklastwagen lieferten nun Trinkwasser in die betroffenen Gemeinden.

Die Rohre mussten unter erschwerten Bedingungen eingebaut werden: Enge Zufahrtswege, schmaler Graben und eng verstrebte Grabenwände. Dennoch ging deren Einbau problemlos vonstatten.

Die Rohre mussten unter erschwerten Bedingungen eingebaut werden: Enge Zufahrtswege, schmaler Graben und eng verstrebte Grabenwände. Dennoch ging deren Einbau problemlos vonstatten.

Gut ersichtlich sind die verschiedenen Erdmaterialien, doch das duktile Gussrohr mit der Zementmörtel-Umhüllung (ZM-U) ist jeder Situation gewachsen. Unverschmutztes Aushubmaterial kann auch wieder zum Verfüllen des Grabens verwendet werden.

Gut ersichtlich sind die verschiedenen Erdmaterialien, doch das duktile Gussrohr mit der Zementmörtel-Umhüllung (ZM-U) ist jeder Situation gewachsen. Unverschmutztes Aushubmaterial kann auch wieder zum Verfüllen des Grabens verwendet werden.

Nach dem Hochwasser

​Mehr als zehn Jahre später sind die massiven Schäden, die das Hochwasser in Basel-Landschaft hinterlassen hat, so gut wie verwischt und vergessen; Rund 120 Mio. SF mussten für ihre Beseitigung eingesetzt werden.

Durch Hochwassersituationen, insbesondere wenn Schadstoffe in den Fluss gelangen können, sind Trinkwasserfassungen, Pumpen und Aufbereitungsanlagen kurzfristig gefährdet und müssen außer Betrieb genommen werden. Zu solchen Engpässen respektive Totalausfällen sollte es zukünftig nicht mehr kommen. Da die Wasserversorgung in den Gemeinden des Birstales meist aber nur von einer „Quelle“, wie etwa dem Wasserwerk Reinach und Umgebung (WWR) kommt, bedarf es im Falle eines Hochwassers einer zweiten Wasserversorgung.

Der Kanton ist in Kooperation mit den regionalen und kommunalen Wasserversorgern bestrebt, mittels überkommunalen und regionalen Leitungszusammenschlüssen die Versorgungssicherheit in vergleichbaren Situationen zu erhöhen.

Einsatz von Roco Wave-Absperrklappen von Erhard auf IWB-Leitung DN 1000 in umgebautem Klappenschacht.

Einsatz von Roco Wave-Absperrklappen von Erhard auf IWB-Leitung DN 1000 in umgebautem Klappenschacht.

Transport der Rohre ab Werk direkt auf die Baustelle.

Transport der Rohre ab Werk direkt auf die Baustelle.

Eine zweite Leitung

Lange hat es gedauert, aber was lange währt, wird endlich gut: Die Entscheidung für den Bau der sogenannten „Transitleitung Birstal“ entlang der Birs – ein Generationenprojekt – fiel denn auch nach dem Hochwasserereignis von August 2007. Um auf solche Krisensituationen wie in 2007 besser reagieren zu können und um die Versorgungssicherheit für Trinkwasser zu gewährleisten, beschloss das Wasserwerk Reinach und Umgebung (WWR) eine zweite Wasserleitung mit größerer Kapazität sowie ein neues Pumpwerk zu bauen. Der Startschuss fiel im August 2017.

Der Abschnitt der neuen Leitung von Basel/St. Jakob nach Münchenstein umfasst eine 2,5 km lange Rohrleitung aus duktilen Gussrohren DN 500 mit Zementmörtel-Umhüllung (ZM-U) [2] und BLS®-Schubsicherung, diversen Ein- und Ausbaustücken sowie Roco Wave-Absperrklappen mit Elektroantrieb, alles geliefert von der TMH Hagenbucher AG.

Im Januar 2019 konnten Wasserleitung und Pumpwerk den Regelbetrieb aufnehmen. Eine feierliche Eröffnung der Transitleitung gemeinsam mit der Bevölkerung folgte am 25. Mai 2019.