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Qualitätssprung für TRM-Gussrohre

Innovative Beschichtungstechnik ist ein weiterer Meilenstein.

TRM Gussrohre mit innovativer Faserzementumhüllung

Gemeinsam mit einem Partner aus der österreichischen Zementindustrie hat TRM eine innovative Faserzementumhüllung entwickelt. Damit setzt das Tiroler Unternehmen einmal mehr die Maßstäbe in Sachen Widerstandsfähigkeit und Langlebigkeit.

Beim Tiroler Traditionshersteller für duktile Gussrohre Tiroler Rohre GmbH setzt man konsequent auf Innovation und Weiterentwicklung. Über zwei Jahre arbeitete die TRM-Forschungsabteilung gemeinsam mit einem österreichischen Zementhersteller an einem neuartigen Faserzementmörtel für die Außenbeschichtung der Rohre. Seit Herbst letzten Jahres wurden im Werk in Hall zwei Maschinen aufgebaut, die ein nahezu vollautomatisches Wickeln der Rohre mit dem neuartigen Faserzementmörtel ermöglichen. Aktuell laufen die ersten auf diese Weise umhüllten Rohre vom Band. Dank der neuartigen Umhüllung bietet das Rohrsystem nicht nur ein Höchstmaß an chemischem und mechanischem Schutz, sondern darüber hinaus auch handfeste wirtschaftliche Vorteile.

Dass die Tiroler Rohre GmbH seit über 70 Jahren ihr hohes Qualitätsniveau aufrechterhalten kann, liegt nicht zuletzt am konsequent gelebten Innovationsgeist. In der Vergangenheit ist es den Ingenieuren des Traditionsunternehmens immer wieder gelungen, „ihr“ Produkt weiterzuentwickeln und neue Innovationen auf den Markt zu bringen. Mut und Wille zur Innovation haben das duktile Gussrohr von TRM zu dem gemacht, was es heute ist: ein Rohrsystem, das in Sachen Widerstandsfähigkeit, Langlebigkeit sowie Wirtschaftlichkeit die Maßstäbe setzt.

Das jüngste Ergebnis hauseigener Entwicklungsarbeit heißt „ZMU-Austria“. Es steht für eine selbstentwickelte Zementmörtelumhüllung, die im Extrusionsverfahren auf das Rohr aufgebracht wird. „Wir haben rund zwei Jahre an Entwicklungsarbeit in dieses Projekt investiert, das nur dank der aus- gezeichneten Zusammenarbeit mit unserem langjährigen Partner aus der Zementtechnik möglich war. Das Ziel dabei lautete: einen Zementmörtel zu entwickeln, der einerseits ein Höchstmaß an Außenschutz für das Rohr bietet und der andererseits in der Produktion einfach applizierbar ist. Das ist uns gelungen“, resümiert Ingenieur Christian Auer, Leitung Qualitätsmanagement bei der Tiroler Rohre GmbH, zufrieden.

Durch die Rauigkeit auf der verzinkten Außenoberfläche haftet der neuartige Zementmörtel bestens auf dem Rohr.

Durch die Rauigkeit auf der verzinkten Außenoberfläche haftet der neuartige Zementmörtel bestens auf dem Rohr.

Die Faserzement-Umhüllung wird in einer Stärke von 5 mm im Extrusionsverfahren vollautomatisch appliziert.

Die Faserzement-Umhüllung wird in einer Stärke von 5 mm im Extrusionsverfahren vollautomatisch appliziert.

Zwei Wickelmaschinen, die in den letzten Wochen optimal an die Produktionsabläufe angepasst wurden, sind in der Lage, Rohre von DN 80 bis DN 1000 zu umhüllen.

Zwei Wickelmaschinen, die in den letzten Wochen optimal an die Produktionsabläufe angepasst wurden, sind in der Lage, Rohre von DN 80 bis DN 1000 zu umhüllen.

Haftung ohne Klebstoff

Eine weitere Herausforderung in der Entwicklung des neuen Zementmörtels bestand darin, die ideale Haftfähigkeit des Materials am Gussrohr zu schaffen. „Uns war ganz wichtig, dass wir die Haftung des Zements ganz ohne Haftvermittler hinbekommen. Erstens bedeutet ein Kleber den zusätzlichen Einsatz eines chemischen Stoffes, zweitens bedeutet das Auftragen des Klebers in der Produktion einen zusätzlichen Arbeitsschritt und drittens galt es ja auch, eine zu starke Haftung am Rohr zu vermeiden, da sich dieses auf der Baustelle auch schneiden lassen und ein Ablösen der Umhüllung auch möglich sein muss“, erklärt Christian Auer. Er verweist auf die spezifische Rauigkeit der Zinkauflage auf der Rohroberfläche, die vorher aufgetragen wird und die grundsätzlich eine gute Voraussetzung für die Haftung des Zements darstellt.

Dass die neuen Rohre mit der ZMU-Austria-Beschichtung gänzlich ohne Haftvermittler produziert werden, gilt bislang als Alleinstellungsmerkmal am Markt. In der Herstellung wird der spezielle Zementmörtel über eine Netzbandage auf das Rohr extrudiert und zugleich geglättet. Dieser Produktionsschritt erfolgt automatisch. Erst im Herbst wurden dafür spezielle Maschinen angeschafft, die in enger Zusammenarbeit zwischen TRM und dem österreichischen Maschinenbauer an die Erfordernisse des Produktionsablaufs angepasst wurden. „Nachdem wir die ersten ‚Kinderkrankheiten‘ ausgemerzt haben, kann die Produktion jetzt anlaufen“, so Christian Auer.

Komplexer Aufbau – Profunder Schutz

Sieht man sich das duktile Gussrohr mit dem neuen ZMU-Austria in seinem Aufbau an, kann man von drei Schichten sprechen, die das Rohr umgeben: Innen ist es mit einem Zementmörtel aus Portland-, Hochofen-, Tonerde- oder kunststoffmodifiziertem Zement ausgekleidet. Außen besteht die erste Schicht aus einem feinen Zink-Überzug in einer Auflage von 200 g/m2. Die äußerste Schutzschicht stellt nun die neuartige, 5 mm starke Faserzementmörtel-Umhüllung dar. Muffenstirn und Spitzende bleiben frei von Zementmörtel und werden statt- dessen mit der bewährten PUR- oder Epoxidharz-Beschichtung versehen. „Wir empfehlen, auf der Baustelle für die Verbindungsbereiche spezielle Gummi- oder Schrumpfmanschetten zu verwenden, damit die gesamte Rohrleitung über einen optimalen Schutz verfügt“, erläutert Christof Mairinger, BA, MBA, Marketingmanager bei TRM.

Dass man eine der großen Stärken des duktilen Gussrohres – nämlich seine Flexibilität – durch die Zementummantelung nicht einschränken wollte, liegt auf der Hand. Die Rohre weisen, je nach Durchmesser, auch in der Version ZMU-Austria weiter eine elastische Verformbarkeit von 3 bis 5 % auf.

Für das Anbringen der TRM-Anbohrschelle wird die Zementmörtelschicht partiell entfernt.

Für das Anbringen der TRM-Anbohrschelle wird die Zementmörtelschicht partiell entfernt.

Die Zementmörtelschicht lässt sich nach dem Schnitt einfach mit Hammer und Meißel ablösen.

Die Zementmörtelschicht lässt sich nach dem Schnitt einfach mit Hammer und Meißel ablösen.

Chemische Widerstandsfähigkeit

Eine weitere wichtige Eigenschaft, die man dem neuen Faserzementmörtel verleihen wollte, besteht in seiner chemischen Widerstandsfähigkeit. Konkret geht es um eine stark alkalische Zusammensetzung, die jenseits eines pH-Werts von 10 die Korrosion des Eisens unterbindet. „Der von uns entwickelte Faserzementmörtel beweist auch eine sehr hohe Sulfatbeständigkeit. Damit bietet das neue Rohrsystem maximalen Schutz in stark aggressiven, kontaminierten und sulfathaltigen Böden“, erklärt Christof Mairinger. Dank der unbedenklichen elektrochemischen Eigenschaften kann das ZMU-Austria-Rohr auch im Einflussbereich von Streuströmen eingesetzt werden.

Der Marketingmanager verweist dabei noch auf eine besondere Eigenschaft an der äußersten Oberfläche der Zementhülle: „Durch die Carbonatisierung beim Kontakt mit dem umgebenden Milieu härtet der Zement an der Oberfläche weiter aus und bildet eine dichte, beständige und wasserabweisende Schicht.“

Mechanischer Schutz

Die augenscheinlichste Qualität liegt allerdings im mechanischen Schutz des Rohres. Die 5 mm dicke Schicht aus Faserzementmörtel sorgt dafür, dass das Rohr bei Lagerung, Transport und natürlich auch beim Einbau keinen Schaden nimmt. Letzteres spielt vor allem auch beim grabenlosen Einbau eine Rolle, treten doch beim Einziehen große Belastungen am Rohr auf. Die ZMU-Oberfläche schützt dabei vor Beschädigungen.

Geradezu prädestiniert ist das Multitalent ZMU-Austria für den Einsatz im alpinen und hochalpinen Gelände. Dank der großen mechanischen Robustheit kann nahezu jedes Aushubmaterial für die Bettungszone verwendet werden, Steineinschlüsse in der Größe bis zu 100 mm sind dabei zulässig. Christof Mairinger: „Der Vorteil, dass man dieses Rohr optimal im alpinen Gelände einsetzen kann, liegt darin, dass kein zusätzliches Bettungs- oder Verfüllmaterial benötigt wird. Zudem entfallen auch etwaige Entsorgungskosten für das anfallende Aushubmaterial, da dieses ja wiederverwertet werden kann. Der wirtschaftliche Vorteil liegt auf der Hand. Zudem darf in diesem Zusammenhang aber auch der ökologische nicht unerwähnt bleiben: Durch die Rückführung des originären Aushubmaterials bleibt die natürliche Bodenstruktur am Standort erhalten. Ein Punkt, der bei umweltrelevanten Fragestellungen immer wieder aufs Tapet kommt.“

Dank seiner hervorragenden Eignung im alpinen Rohrleitungsbau ist das ZMU-Austria das Rohr der Wahl, wenn es um Druckrohrleitungen für Wasserkraftwerke, aber auch für Beschneiungsanlagen geht.

Dank der hohen mechanischen Belastbarkeit ist kein spezielles Bettungsmaterial erforderlich, in der Regel kann das Aushubmaterial als Bettungsmaterial verwendet werden.

Dank der hohen mechanischen Belastbarkeit ist kein spezielles Bettungsmaterial erforderlich, in der Regel kann das Aushubmaterial als Bettungsmaterial verwendet werden.

Für den zusätzlichen Schutz der Muffen empfiehlt sich beim grabenlosen Einbau ein spezieller Blechkonus.

Für den zusätzlichen Schutz der Muffen empfiehlt sich beim grabenlosen Einbau ein spezieller Blechkonus.

Natürlich lassen sich ZMU-Austria-Rohre ebenso einfach mit den bewährten Verriegelungssegmenten sichern. Spitzende und Muffenbereich bleiben dabei frei von der ZM-Umhüllung.

Natürlich lassen sich ZMU-Austria-Rohre ebenso einfach mit den bewährten Verriegelungssegmenten sichern. Spitzende und Muffenbereich bleiben dabei frei von der ZM-Umhüllung.

Innerstädtische Anwendungen

Die extreme Widerstandsfähigkeit und die hohe Langlebigkeit gelten allerdings nicht nur beim Rohrleitungsbau im alpinen Gelände als zunehmend gefragte Vorzüge. „Man darf dabei eines nicht vergessen: Natürlich spielt es eine Rolle, ob bereits nach 20 Jahren, oder vielleicht erst wieder nach 100 Jahren Rodungen in einem Waldgebiet vorzunehmen sind, wenn die Rohrleitung getauscht werden muss. Noch heikler ist die Frage allerdings im stark verbauten Stadtgebiet. Man muss sich nur vergegenwärtigen, dass einfache Kunststoffrohre im Stadtgebiet häufig nach weniger als 20 Jahren auszuwechseln sind – mit allen Konsequenzen für den Verkehr und die gesamte Infrastruktur. Daher spielt auch in diesem Bereich die Langlebigkeit, wie sie das TRM-Rohr mitbringt, eine wichtige Rolle“, argumentiert Christof Mairinger.

Im urbanen Raum könnte sich in naher Zukunft eine weitere sehr sinnvolle Anwendungsmöglichkeit für die neuen Rohre anbieten: Unter dem Fachbegriff „Schwammstadt“ hat Christoph Bennerscheidt, Geschäftsführer der European Association for Ductile Iron Pipe Systems, ein Lösungsmodell für die Kühlung in den immer heißer werdenden urbanen Zentren entwickelt. „Um die Stadtzentren der Zukunft natürlich zu kühlen, will man verstärkt auf Grünflächen setzen, wo Bäume gepflanzt werden. Dabei soll den Wurzeln der Bäume genügend Raum in einem grob- körnigen Untergrund geboten wer- den, wodurch die Flächen vermehrt Wasser aufnehmen können, was im Übrigen auch für die zunehmend stärkeren Niederschlagsereignisse günstige Effekte erzielt. Natürlich können dabei nur Rohre zum Einsatz kommen, die zu 100 Prozent wurzelfest sind – wie unser neues ZMU-Austria-Rohr“, sagt Carina Kirchmair von der Anwendungstechnik bei TRM. Ein Pilotprojekt dieser Art soll demnächst in einer österreichischen Großstadt lanciert werden.

Ökologischer Fußabdruck verbessert

Bei allen Innovationen im Hause TRM spielen die Fragen nach der Nachhaltigkeit und dem ökologischen Fußabdruck eine tragende Rolle. Dies sei, so der Marketingmanager, ein zentrales Anliegen der Geschäftsführung. So verwundert es auch nicht, dass auch das neue ZMU-Austria-Rohr in dieser Hinsicht Maßstäbe setzt. „Grundsätzlich verwenden wir für unsere duktilen Gussrohre ausschließlich Recyclingmaterial, das wir aus der direkten Umgebung beziehen. Hin- zu kommt, dass wir dank unserer Photovoltaikanlage mit 9.000 m² Kollektorfläche, der größten Auf-Dach-Anlage Tirols, die erzeugte Energie selbst verwenden und somit einen wesentlichen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Zudem werden etwaige Nebenprodukte genutzt: Bestes Beispiel ist unsere Abwärme, die ins Haller Fernwärmenetz eingespeist wird. Der ökologische Fußabdruck des ZMU-Rohrs wurde natürlich markant dadurch minimiert, dass das Rohr nun nicht mehr bei einem externen Dienstleister beschichtet werden muss. Dies passiert ab nun alles bei uns im Werk.“

Lösungen für Fragen aus der Praxis

Auf diese Weise kann das Traditionsunternehmen noch schneller und flexibler auf Kundenanfragen reagieren. TRM verfügt zwar über ein sehr gut gefülltes Lager, dennoch ist es in der Praxis immer wieder erforderlich, Sonderwünsche schnell zu bearbeiten. „Mit den beiden neuen Beschichtungs- anlagen sind wir in der Lage, die Rohrumhüllung innerhalb weniger Tage vorzunehmen. Theoretisch können wir auch bereits beschichtete Rohre auf Wunsch neu umhüllen“, erklärt Christian Auer. Christof Mairinger verweist in diesem Zusammenhang auf den hohen Stellenwert der hauseigenen Anwendungstechnik, die immer wieder auf Anfragen aus der Praxis reagiert und damit die Weiterentwicklung des Produktes vorantreibt. „Unsere große Stärke ist die Nähe zum Kunden. Unsere Vertriebsmitarbeiter sind Techniker, die dem Kunden mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ihre Rückmeldungen liefern häufig wichtige Impulse für die Weiterentwicklung der Rohre. Unsere Forschungsabteilung wird daher auch von Seiten der Geschäftsleitung in ihrem Innovationsdrang konsequent unterstützt.“

Sämtliche Dimensionen erhältlich

Das jüngste Resultat dieser Forschungs- und Entwicklungsarbeit ist somit das neuartige ZMU-Austria-Rohr, das sich dank seiner Widerstandsfähigkeit sowohl für den Einsatz im Druck-, als auch für den drucklosen Bereich anbietet. Dafür liegen auch sämtliche Zulassungen und Zertifikate vor. „Wir haben das ZMU-Rohr nicht erfunden, aber wir haben es nahe- zu perfektioniert“, meint Christof Mairinger nicht ohne Stolz. Heute verfügt das Werk in Hall über zwei Beschichtungsanlagen: eine für die Dimensionen DN 300 bis DN 1000 sowie eine weitere für DN 80 bis DN 600. Bis Mitte des Jahres sind alle Rohrgrößen innerhalb dieser Spannbreite mit ZMU-Austria erhältlich.

Neu ist dabei auch eine Verbesserung der Nachvollziehbarkeit und der Prozessdatenerfassung. Heute prangt an jedem einzelnen Rohr, welches das Werk in Hall verlässt, ein eigener QR-Code, der eine automatische Identifikation ermöglicht. Auf diese Weise ist eine lückenlose Dokumentation sowie eine Nachverfolgbarkeit gegeben, die Auskunft darüber gibt, wann und in welcher Serie das Rohr produziert wurde. Das ZMU-Austria-Rohr der Tiroler Rohre GmbH ist ein weiterer Meilenstein in der technischen Entwicklung des Gussrohrs in Österreich.

Autor:
Mag. Roland Gruber, Chefredakteur zek HYDRO