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Jahresheft 55 – 2022

Themenübersicht:

  • Jahresbericht 2020/21 und Ausblick 2022
  • Das beste Wasser – ein guter Grund
  • Höchste Sicherheit – ein guter Grund
  • Kreislauf der Ressourcen – ein guter Grund
  • #reduceplastic – ein guter Grund
  • Coolere Städte – ein guter Grund
  • Regionalität – ein guter Grund
  • Kurze Wege – ein guter Grund
  • Partner mit Weitblick – ein guter Grund
  • Die Stellung des duktilen Gussrohres im Materialmix

Themen, Autoren, Schnellübersicht (Detailansicht)

Jahresbericht 2020/21 und Ausblick 2022
Manfred Künze, Christoph Aigner und Christoph Bennerscheidt

In den vergangenen zwei Jahren beherrschten die Schlagworte Klimawandel, European Green Deal mit Übergang zu einer modernen, ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Wirtschaft sowie das Lieferkettengesetz unseren Alltag; Begleitet wurden und werden sie noch von der weltweiten Covid 19-Pandemie, die uns zeigt, wie störanfällig unsere Welt ist. Die Mitglieder der EADIPS FGR haben auf die anspruchsvollen Herausforderungen in der Zukunft u.a. mit der in 2020 gestarteten Initiative „Der beste Grund – ein guter Grund“, bzw. „The best ground – a solid reason“ reagiert und die Vorteile von duktilen Guss-Rohrsystemen zum Anfassen dargestellt.

In Kooperation mit der GET steht nun auch der Entwurf der RAL-Güterichtlinie kurz vor der Fertigstellung. Damit künftig Städte und Gemeinden sowie Netzbetreiber ein Instrument an der Hand haben, mit dem sie qualitativ hochwertige Produkte, die unter Einhaltung hoher Arbeitsschutz- und Umweltstandards produziert wurden, ausschreiben können, kann die kurz vor der Fertigstellung stehende RAL-Güterichtlinie Duktile Guss-Rohrsysteme genutzt werden.

Mit Bekanntmachung des European Green Deals im Dezember 2019 steigt auch der Druck, den eingeschlagenen Weg zur Reduzierung der CO2-Emissionen fortzusetzen, um 2040 CO2-neutral zu produzieren. Die Begleitung nationaler und internationaler Regelwerksarbeit, die Gemeinschaftsvorhaben Digitalisierung und Ressourceneffizienz waren auch in 2020/2021 wichtiger Bestandteil der Verbandsaktivitäten. Zur Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels startete am 1. Oktober 2021 das mit BMBF-Fördergeldern unterstützte Projekt BoRSis – Boden-Rohr-System als innovatives Element der klimaangepassten Stadtentwässerung“, mit dem die Schwammstadt-Lösung unter Nutzung von duktilen Gussrohren entwickelt wird.

 

Das beste Wasser – ein guter Grund
Christoph Dietiker

Gerade weil Trinkwasser das meistkontrollierte Lebensmittel ist, kann man es ohne Bedenken direkt aus dem Wasserhahn trinken. Der Kauf von Wasser in Plastikflaschen ist daher obsolet, belastet die Umwelt, wie man an den Müllstrudeln in den Ozeanen beobachten kann. In der Schweiz und in Liechtenstein wird dieser Gedanke konsequent verfolgt, indem in Restaurants, öffentlichen Trinkbrunnen, bei Großevents etc. auf den Verkauf von teurem Wasser in abgefüllten Flaschen verzichtet und das deutlich preisgünstigere Leitungswasser ausgeschenkt wird. Ein Teil des eingesparten Geldes wird gemeinnützigen Zwecken gespendet.

Für den Fall, dass man seine tägliche Trinkwasser-Ration mit sich führen will, gibt es die originelle wiederverschließbare Glasflasche, ebenfalls mit dem Ziel, den Einsatz von Plastikflaschen zu minimieren. Diese Flasche dient als Werbeträger und ist vollständig kreislauffähig, ebenso wie die duktilen Guss-Rohrsysteme, mit denen das Trinkwasser vom Wasserwerk zum Verbraucher transportiert wird. Es sind also zwei anorganische Werkstoffe, die den Transport und den Verbrauch von Trinkwasser extrem nachhaltig machen.

 

Höchste Sicherheit – ein guter Grund
Daniela Usenbenz

Für uns Mitteleuropäer ist es selbstverständlich, dass wir jederzeit mit hoher Sicherheit hygienisch einwandfreies Trinkwasser aus unserem Wasserhahn zapfen können. Kaum jemand macht sich jedoch klar, welcher technische und administrative Aufwand dafür erforderlich ist. Die Hersteller von Rohren, Formstücken und Armaturen arbeiten mit den Wasserversorgern seit Jahrzehnten zusammen, um die gewünschten Eigenschaften der Systemkomponenten in Normen und Spezifikationen festzuschreiben. Bei Rohren und Formstücken ist das vergleichsweise einfach, bei Armaturen müssen bewegliche Teile aus verschiedenen Werkstoffen mit demselben Ziel zusammenspielen: höchste Sicherheit im Betrieb und störungsfreier Betrieb über Jahrzehnte! Es braucht eine über Jahrzehnte gewachsene Erfahrung und Know-how, um diese Sicherheitsanforderungen erfüllen zu können.

 

Kreislauf der Ressourcen – ein guter Grund
Steffen Ertelt und Friedrich Greiser

Der „European Green Deal“ rückt die ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft ins Zentrum der Betrachtungen, um die CO2-Emissionen in absehbarer Zeit so weit zu senken, dass das 1,5  °C-Ziel noch erreicht werden kann. Duktile Guss-Rohrsysteme verfolgen diesen Ansatz schon seit Jahrzehnten: der Rohstoff, aus dem sie hergestellt werden, ist weitestgehend Schrott, bereitgestellt durch ein etabliertes Schrott-Sammel- und Handelssystem. Je nach vorhandenen Schmelzaggregaten können fast 100 % des Einsatzstoffes aus Guss- und Stahlschrott bestehen.

Durch den Schmelzprozess werden Verunreinigungen eliminiert, das fertige Gussprodukt ist immer wieder neuwertig, es findet keine Qualitätsminderung beim Recycling statt. Der Beitrag macht zudem deutlich, wie durch ständige Optimierungsschritte auch der Einsatz von Primärenergie verringert und die in der Gießerei anfallende Restwärme sinnvoll und effizient genutzt werden kann. Die Minderung der CO2-Emissionen ist beträchtlich.

 

#reduceplastic – ein guter Grund
Kai Sengwitz

Im täglichen Leben nimmt Plastik einen prominenten Platz ein. Mit dem weltweiten Anwachsen der Müllberge wird jedoch immer mehr das Risiko für Natur und Umwelt sichtbar. Am Ende des Anwendungsweges von Gegenständen aus Kunststoff steht die Verbrennung, euphemistisch als thermische Verwertung bezeichnet – es gibt keinen Kreislauf wie bei Metallen. Am Anfang steht das Rohöl, das aus den Lagerstätten gefördert wird, und am Ende stehen Millionen Tonnen an CO2, die in der Erdatmosphäre endgelagert werden mit den bekannten Folgen.

Anders bei den Metallen: eine etablierte Schrottwirtschaft sorgt für den ständigen Kreislauf, z.  B. von Stahl- und Eisenschrott, aus dem Rohre, Formstücke und Armaturen aus duktilem Gusseisen ohne Qualitätsverluste immer wieder neu hergestellt werden können. Mit den modernen Umhüllungen und Auskleidungen haben diese Systeme Nutzungsdauern von 100 Jahren und mehr, was der Forderung an Nachhaltigkeit gerecht wird. Ebenso sind die Schadensraten dieser Systeme geringer als bei den „modernen“ Kunststoffrohrsystemen. Es bleibt also die Frage, ob der Traditionswerkstoff Gusseisen nicht doch der modernere ist im Vergleich zu Plastik.

 

Coolere Städte – ein guter Grund
Christoph Aigner und Christoph Bennerscheidt

Der Klimawandel ist definitiv nicht mehr zu leugnen! Seit Jahren nehmen die Extremwetterlagen

zu: sowohl lang anhaltende Hitzeperioden als auch sintflutartige Regenfälle machen besonders den Städten zu schaffen. Hier heizen sich viele und große steinerne Gebäude und Straßenflächen aus Asphalt und Beton tagsüber auf und kühlen sich nachts nicht mehr ausreichend ab. Bei Starkregenereignissen ist die Kanalisation unter diesen versiegelten Oberflächen mit der Ableitung der Sturzfluten überfordert. Unterirdische Regenrückhaltebecken sind nur ein Teil der Problemlösung, weil das Regenwasser nur zeitverzögert in den Vorfluter gelangt und den Stadtbäumen nicht zur Verfügung steht. Für großflächige Versickerungsmulden und Baumrigolen fehlt in den Innenstädten der Platz.

So macht seit einiger Zeit das Stichwort „Schwammstadt“ die Runde: Gründächer und Fassadenbegrünung könnten einen Teil des Regenwassers aufnehmen, zwischenspeichern und über die Pflanzenoberflächen mit einem Kühlungseffekt wieder verdunsten. Der größte Effekt lässt sich jedoch erzielen, wenn man die in den Straßen ohnehin erforderlichen Leitungsgräben mit grobkörnigem Material verfüllt und so linienförmige Speicherräume schafft, die von den Straßenbäumen durchwurzelt werden. Duktile Gussrohre vereinigen in sich die Eigenschaften „Robustheit“ und „Wurzelfestigkeit“, und sie bilden die Grundlage für ein fachübergreifendes F- und E-Projekt mit Beteiligung von Kommunen, Hochschulen, Baufirmen und Rohrherstellern. Das Projekt startete am 1. Oktober 2021.

 

Regionalität – ein guter Grund
Christof Mairinger

Langlebigkeit war schon immer ein Merkmal duktiler Guss-Rohrsysteme. Mit der immer dringender vorgetragenen Forderung nach CO2-Reduktion kommen noch die Kreislauffähigkeit und die Regionalität dazu, beides Forderungen, die duktile Guss-Rohrsysteme, hergestellt von den Europäischen Mitgliedern der EADIPS, voll und ganz erfüllen. Das Vergaberecht unterstützt die Regionalität ebenfalls, wie das Beispiel des Baus einer Rohrleitung in der Stadt Hall in Tirol zeigt: lokaler Bauunternehmer und lokal hergestellte Rohre sind verlässliche Partner des lokalen Versorgungsunternehmens.

 

Kurze Wege – ein guter Grund
Andreas Wollnik

Regionalität ist das Stichwort, das sich immer häufiger in den Vordergrund schiebt, nicht nur beim Einkauf von Obst und Gemüse im Supermarkt, nein, auch bei Design, Entwicklung, Fertigung, Vertrieb und Einsatz komplexer Rohrsysteme für die Wasserwirtschaft. Die Vermeidung von Emissionen auf langen Transportwegen, die Nähe zum Anwender, Zuverlässigkeit bei der Beratung – dies sind Vorteile von unschätzbarem Wert, wenn man seine Lieferanten in der Nähe weiß. Das Motto der kurzen Wege gilt auf allen Ebenen, z.  B. bei der Beschaffung der Rohstoffe: Schrott für die Erzeugung des duktilen Gusseisens; bei der Produktentwicklung: Ideen des Anwenders zur Optimierung der Bauteile; bei der Baustellenbetreuung: im Fall von Hilfe und Beratung. Immer häufiger zeigen sich die Vorteile der kurzen Wege und die Nachteile langer Lieferketten, die zum Teil bis in andere Kontinente reichen.

 

Partner mit Weitblick – ein guter Grund
Stefan Neuhorn und Christoph Dietiker

Vor uns allen liegt eine riesige Aufgabe: Der Klimawandel zwingt uns, den Planeten für unsere Nachkommen zu heilen und gleichzeitig die Voraussetzungen für ihr Wohlergehen zu schaffen. Als Partner mit Weitblick verfolgt die Gussindustrie mehrere Wege, um dieses Ziel zu erreichen: Perfektionierung der stofflichen Kreislaufwirtschaft, indem auf die Nutzung von Primärrohstoffen weitgehend verzichtet wird.

Die Gusseisen-Metallurgie erlaubt das wiederholte Einschmelzen von Schrott und Alteisen ohne Minderung der Qualität. Moderne Elektroschmelztechnik kann den CO2-Ausstoß auf bis zu 10 % des früheren Niveaus absenken.

Mit der Erarbeitung der RAL Güte- und Prüfbestimmungen für Duktile Guss-Rohrsysteme verpflichten sich die Europäischen Hersteller von Rohren, Formstücken und Armaturen zu den in Europa geltenden hohen Sozial- und Arbeitsschutzstandards und weisen damit den Weg zu einer modernen, ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Wirtschaft.

 

Die Stellung des duktilen Gussrohres im Materialmix
Michael Schneider und Jürgen Rammelsberg

Die Trinkwasserversorgung in einer Millionenstadt wie Berlin stellt extreme Anforderungen an das Rohrmaterial, gleiches gilt für die Abwasserentsorgung. Besonders der immens gewachsene Auto- und Schwerlastverkehr setzt der Infrastruktur im Boden zu. So nimmt es nicht Wunder, dass die Berliner Wasserbetriebe nur das robusteste Rohr einbauen lassen, das duktile Gussrohr.

Der Beitrag stellt den jüngsten Stand der Technik in Berlin dar, vom Einbau im offenen Graben über den Neubau und die Erneuerung mit den geschlossenen Bauweisen. Eine weitere Facette ist der Bau und Betrieb von oberirdischen Interimsleitungen parallel zu Leitungen, die saniert werden müssen. Die Rohre der Interimsleitungen unterliegen speziellen Beanspruchungen, nach ihrem Rückbau können die Rohre an anderer Stelle wieder verwendet werden. Oberstes Gebot bei der Auswahl des Rohrmaterials ist die Langlebigkeit und der möglichst geringe Zeitbedarf für die Montage und Demontage der Verbindungen, weil in den städtischen Bereichen einfach keine Zeit für längere Straßensperrungen bleibt.