30 Jahre duktile Gussrammpfähle
Durch einen Technologietransfer (Lizenzvereinbarung) zwischen den Firmen Tiroler Röhren- und Metallwerke AG und AB Gustavsberg im Jahr 1986 kam der duktile Rammpfahl nach Österreich, wo seine Erfolgsgeschichte begann. 7 Mio. Laufmeter wurden in 30 Jahren produziert und fanden weltweit Verwendung. Waren am Anfang im Bereich der Rammtechnik noch Skepsis und Unverständnis die Wegbegleiter, so ist das System heute in Österreich nicht mehr wegzudenken. Gusseisen mit Kugelgraphit, auch duktiles Gusseisen genannt, war und ist der Schlüssel zu diesem Erfolg. Der in den frühen 60er Jahren industrialisierte Werkstoff bietet alles, was ein Rammpfahlsystem braucht: Duktilität, Schlagfestigkeit und Korrosionsbeständigkeit.
Zusätzlich zu den oben genannten Materialvorteilen können mit flüssigem Eisen Steckmuffen-Verbindungen mit Schaft in einem Guss hergestellt werden. Die so produzierte PLUG&DRIVE® Verbindung ist biegesteif und kraftschlüssig. Sie kann ohne Spezialwerkzeuge oder Schweißarbeiten hergestellt und die Länge der Pfähle kann vor Ort den Anforderungen entsprechend angepasst werden. Diese technische Leistungsfähigkeit der duktilen Gussrammpfähle bietet höchste Sicherheit. Darauf aufbauend ergeben sich durch die leichte Handhabbarkeit ökonomische Vorteile in Form von hohen Tagesleistungen bei geringen Material und Maschinenkosten und der nachgewiesenen Langlebigkeit .
Die ökologischen Vorteile der Gussrammpfähle sind die Umweltverträglichkeit und die 100 prozentige Recyclebarkeit, auf die später noch eingegangen wird. Sowohl der Recyclinggedanke als auch die Langlebigkeit des Werkstoffs führen uns zum aktuell größten städtischen Bauvorhaben der Stadt Wien. Für ca. 60 Mio. Euro wird derzeit die MA 39 erweitert und umgebaut. Die Prüf-, Überwachungs- und Zertifizierungsstelle der Stadt Wien (MA 39) wurde 1879 gegründet. Sie ist die älteste Prüfanstalt Österreichs auf dem Gebiet der Baustoffprüfung. Im Rahmen der Umbauarbeiten wurde zum Zweck der Erweiterung eine bestehende Werkstoffprüfhalle abgerissen, bei der seinerzeit, vor ziemlich genau 30 Jahren, das duktile Gussramm-System zum ersten Mal zum Einsatz kam. 30 Jahre später wurden genau diese Gussrammpfähle unter den Fundamenten freigelegt und mittels Hydraulikbagger gezogen.
Das Ergebnis war sehr erfreulich. An den drei freigelegten und gezogenen Pfählen wurden keinerlei Korrosionsspuren und daraus resultierende Ermüdungserscheinungen festgestellt. Sogar die damals aufgesprühte Marke der TRM war noch sichtbar. Eine leichte Deformation eines Pfahls, zurückzuführen auf die hohe Schlagenergie bei Rammen des Pfahls, hatte keinen Einfluss auf die Funktionalität des Systems und liefert ein beredtes Zeugnis für die Materialeigenschaft der Duktilität.
Um auf den erwähnten Gedanken der ökologischen Vorteile zurück zu kommen: Die so freigelegten Gusspfähle könnten eins zu eins als wertvoller Rohstoff der Schmelze eines neuen Produktionsprozess zugeführt werden – aus Alt mach Neu oder in dem Sinne:
Ich war ein duktiler Gussrammpfahl und möchte auch wieder ein duktiler Gussrammpfahl werden!
Das Beispiel unterstreicht auf eindrucksvolle Weise den Gedanken von Recourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft bei einer geringen Belastung durch fossile Brennstoffe und dem damit verbundenen CO2-Ausstoß.