Jahresbericht 2017 und Ausblick 2018 von Manfred Künze (Vorsitzender des Vorstands)
Die EADIPS FGR unterstützt seit nunmehr über 50 Jahren Planer, Anwender und Betreiber von Wasserversorgungs- und Abwasseranlagen bei der Auswahl von Rohren, Formstücken und Armaturen aus europäischer Produktion. Längst ist der Einsatz dieser robusten und technisch ausgereiften Systemkomponenten nicht mehr nur auf den Wasserversorgungs- und Abwasserbereich beschränkt. Leitungen und Anlagen in Kleinwasserkraftwerken oder Beschneiungsanlagen werden bereits seit Jahrzehnten aus duktilem Gusseisen gebaut. Planer, Anwender und Betreiber können somit auf Erfahrungen und auf das technische Know-how der ordentlichen Mitglieder der EADIPS FGR zurückgreifen.
Die ordentlichen Mitglieder der EADIPS FGR
- Düker GmbH
- Duktus (Wetzlar) GmbH & Co. KG
- Erhard GmbH & Co. KG
- Ludwig Frischhut GmbH & Co. KG
- Keulahütte GmbH
- TRM – Tiroler Rohre GmbH
- vonRoll (hydro) suisse ag
- vonRoll (hydro) deutschland gmbh
Fördermitglieder, die die Arbeit der EADIPS FGR unterstützen
- Akzo Nobel Powder Coatings GmbH
- Friedrichshütte GmbH
- Rhein-Ruhr Collin KG Geschäftsbereich HTI
- TMH Hagenbucher AG
- Tröger + Entenmann KG
- Saint-Gobain Building Distribution Deutschland GmbH
- SATTEC DBS GOMMA SRL
- Vertriebsgesellschaft für Tiefbau und Umwelttechnik mbH + Co. KG
- Woco IPS GmbH – Business Unit Pipe System Components
Zu den satzungsgemäßen Aufgaben der EADIPS FGR gehören die Öffentlichkeitsarbeit und die damit verbundene Kommunikation mit Planern und Betreibern sowie die Regelwerksarbeit, bei der Hersteller und Betreiber die Regelwerke z. B. aufgrund aktueller Erkenntnisse überarbeiten bzw. ergänzen oder neue Regelwerke erarbeiten. Öffentlichkeitsarbeit und Regelwerksarbeit sind dabei aber kein Selbstzweck. Sie können und müssen dazu genutzt werden, aktuelle und praxisrelevante Aufgaben zu identifizieren, vorhandene Produkte neu einzuordnen und aktuelle Entwicklungen aufzugreifen, um wirtschaftliche Lösungen für Betreiber zu erarbeiten.
Öffentlichkeitsarbeit der EADIPS FGR
Mit ihrer Öffentlichkeitsarbeit stellt die EADIPS FGR die Vorzüge duktiler Guss-Rohrsysteme heraus, wobei sie unterschiedliche Zielgruppen anspricht und dafür unterschiedliche Werkzeuge nutzt. Zentrales Medium ist die Website des Verbandes, die im Jahr 2016 die auffälligste Änderung durchlaufen hat: Sie ist moderner, der Auftritt ist frischer und trägt dem veränderten Verhalten der Nutzer Rechnung. Zusätzlich nutzt der Verband inzwischen die sozialen Medien wie Facebook, LinkedIn und XING, um mit kurzen Text- und Bildbeiträgen das Interesse der jüngeren Generation zu wecken. Die Arbeit am E-Book, der „Bibel der duktilen Guss-Rohrsysteme“ wurde fortgesetzt und das umfangreiche Kapitel der Armaturen abgeschlossen. Die Vorbereitungen zur nächsten Hochschullehrer-Tagung am 18. und 19. Februar 2018 mit Vorträgen, Werksbesichtigung und Begehung eines 43 Jahre alten Abwasserdükers unter der Mosel sind abgeschlossen. In vielen Vorträgen vor unterschiedlichsten Zuhörergruppen wurden die mannigfaltigen Anwendungen duktiler Guss-Rohrsysteme dargestellt.
Regelwerksarbeit EADIPS FGR
Normen und Regelwerke auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene sind die Basis für funktionssichere und dauerhafte Rohrsysteme. Die EADIPS FGR und Mitarbeiter ihrer Mitgliedsfirmen erarbeiten und überarbeiten permanent Regelwerke in unterschiedlichen nationalen und internationalen Normungsgremien. Auf nationaler Ebene geschieht dies grundsätzlich in Arbeitsausschüssen und Beiräten des Deutschen Instituts für Normung (DIN). Gremienarbeit auf DIN-Ebene fand in folgenden DIN Arbeitsausschüssen (AA) und Beiräten (BR) statt:
Im Normenausschuss Wasserwesen (NAW), Kurzbezeichnung NA 119, sind dies der NA 119 BR, Beirat des Normenausschusses Wasserwesen sowie der NA 119-05-32 AA Gussrohre für Abwasserkanäle und -leitungen als Spiegelausschuss für die Abwassernormen, die auf europäischer und internationaler Ebene erarbeitet werden. Hierzu zählen sowohl Freispiegelkanäle und -leitungen als auch Druckrohrsysteme. Hinzu kam die Mitarbeit im DIN-DVGW-Gemeinschaftsausschuss NA 119-07-17 AA, Rohre und Rohrverbindungen aus Metall für Rohrleitungssysteme außerhalb von Gebäuden, der für die Normung sämtlicher Aspekte der Trinkwasserversorgung zuständig ist. In diesem Gremium wurde im Jahr 2017 unter anderem die im DVGW-GW 368 [1], Längskraftschlüssige Muffenverbindungen für Rohre, Formstücke und Armaturen aus duktilem Gusseisen oder Stahl, beschriebene Berechnungsgrundlage für die Berechnung der zu sichernden Längen beim Einsatz von Rohrbögen erneut verifiziert.
Auf europäischer Ebene werden die Gussrohr-Normen im technischen Komitee TC 203 bei CEN, Comité Européen de Normalisation, erarbeitet. In der Working Group 9, WG 9 – Revision of EN 545, EN 598 and EN 969, des TC 203 konnte nach intensiver Arbeit in 2017 der Entwurf der harmonisierten Norm prEN 598 [2] auf der Grundlage des Mandats M/131 [3] fertiggestellt werden. Als eine wichtige Änderung wurde in dem Entwurf das Brandverhalten (Reaction to Fire) als sogenanntes wesentliches Merkmal (essential characteristic) in der harmonisierten Produktnorm nach [3] aufgenommen. Weiterhin wurde auf Vorschlag der EADIPS FGR und mit Unterstützung aller Mitglieder der WG 9 zum ersten Mal eine Methode zur Bestimmung der Wurzelfestigkeit von Steckmuffen-Verbindungen in eine harmonisierte Norm für Rohre, Formstücke und Zubehörteile aus duktilem Gusseisen aufgenommen (siehe Annex C in [2]). Eine inhaltliche Vorbereitung fand unter anderem auf den Sitzungen des Technischen Ausschusses (TA) der EADIPS FGR statt. In der im Februar 2017 erschienenen EADIPS FGR-Norm 76 [4] ist die Methode zur Bestimmung der Wurzelfestigkeit ebenfalls beschrieben.
In der WG 8 – Coatings for pipes, fittings and accessories – im TC 203 konnten die letzten Änderungen in die EN 15655 „Ductile iron pipes, fittings and accessories – Internal polyurethane lining for pipes and fittings – Requirements and test methods“ eingefügt und der Entwurf an CEN für eine 2. Prüfung verschickt werden. Das nationale Spiegelgremium hierzu ist der Arbeitsausschuss des NA 082-00-05 AA. Außerdem konnte ein 2. Teil der EN 14901 „Ductile iron pipes, fittings and accessories – Thermoplastic acid modified polyolefin linings and coatings (TMPO) of pipe systems – Requirements and test methods” in wesentlichen Teilen erstellt werden. Im Vorfeld wurde der Beschluss gefasst, die EN 14901 in zwei Teile aufzuteilen.
Im Teil 1 werden nun wie gewohnt die Anforderungen und Test-Verfahren für Umhüllungen und Auskleidungen aus Epoxidharzen genormt und im neuen Teil 2 die Anforderungen und Test-Verfahren für Umhüllungen und Auskleidungen aus thermoplastisch modifizierten Polyolefinen. Dem Anwender wird es auf diese Weise nach der Fertigstellung der Norm möglich sein, die Eigenschaften der beiden Produkte auf einfache Art zu vergleichen. Seit Anfang 2017 ist die EADIPS FGR Mitglied bei EDW – European Drinking Water, einer Initiative der FIGAWA. EDW verfolgt das Ziel, die EU-Kommission zu unterstützen, europaweit einheitliche und von allen Ländern akzeptierte Prüf- und Bewertungsgrundlagen für Materialien und Produkte in Kontakt mit Trinkwasser einzuführen. Neben der EADIPS FGR sind weitere 29 Organisationen bzw. Verbände Mitglied bei EDW.
RAL Gütezeichen
Die Ausführungen zur Regelwerksarbeit der EADIPS FGR verdeutlichen, dass die Qualität und Langlebigkeit wesentliche Eigenschaften duktiler Guss-Rohrsysteme sind. Die Güte der Rohre, Formstücke und Armaturen wird auf Basis der Regelwerke beschrieben und überwacht. Für Verbraucher oder ausschreibende Stellen wird es aufgrund einer steigenden Anzahl von Produkten und einer größer werdenden Anzahl von Normen immer schwieriger, Produkte zu finden, die den gewünschten Ansprüchen genügen. Das gilt vor allem für Rohrsysteme.
Orientierung liefern an dieser Stelle in der Praxis bewährte neutrale Gütezeichen, wie das RAL- Gütezeichen. Produkte werden nach festgelegten Grundsätzen bewertet, die Güte der Produkte überwacht und auch Verstöße bei der Verwendung des Gütezeichens werden geahndet. Deshalb be-kamen Vorstand und Geschäftsführung der EADIPS FGR auf der letzten Mitgliederversammlung den Auftrag, Kontakt mit dem RAL – Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e. V. aufzunehmen. Es ist zu prüfen, inwieweit zur Erweiterung bzw. Vertiefung des bereits vorhandenen Qualitätssiegels EADIPS FGR ein RAL-Gütezeichen für duktile Guss-Rohrsysteme vergeben werden kann.
Digitalisierung in der Wasserwirtschaft
Die Digitalisierung schreitet in allen Bereichen weiter voran und wird auch zu Veränderungen in der Wasserwirtschaft führen. Um diesen Veränderungsprozess zu begleiten und zu gestalten, wurde bereits auf der 84. ordentlichen Mitgliederversammlung der EADIPS FGR der Beschluss gefasst, eine Arbeitsgruppe Digitalisierung (AG Digitalisierung) ins Leben zu rufen.
Ihre konstituierende Sitzung fand am 30. Mai 2017 statt. Die Arbeitsgruppe ist mit Mitarbeitern der Ordentlichen Mitglieder sowie der Fördermitglieder besetzt. Wissenschaftliche Unterstützung erhält sie durch die Hochschule Ruhr-West in Mülheim an der Ruhr als Mitglied im Forschungsnetzwerk „Smart Water – Chancen und Risiken einer digitalisierten Wasserwirtschaft“. Im Mittelpunkt des interdisziplinären Projektes der Hochschule Ruhr-West stehen die Chancen und Risiken, die sich aus einer Digitalisierung und Vernetzung in der Wasserwirtschaft ergeben.
Boden-Rohr-System bzw. Schwammstadt
Um den innerstädtischen Folgen des Klimawandels wie Überhitzungen oder Überflutungen entgegen zu wirken, kommt dem Boden in den Städten eine immer größere Bedeutung zu. Die Speicherung des Niederschlagswassers im Boden und die Verfügbarmachung der gespeicherten Niederschläge für die Vegetation stellen dabei zwei zukünftige wasserwirtschaftliche und vegetationstechnische Bausteine dar. Die Kombination beider Bausteine ist nur dann möglich, wenn konfliktarme Lösungen im hart umkämpften innerstädtischen unterirdischen Raum angeboten werden können. Die Mitglieder der EADIPS FGR bieten hierfür Lösungen an, die als Boden-Rohr-System bzw. als das Schwammstadt-Prinzip bereits bei unterschiedlichen Betreibern vorgestellt wurden. Kernelement ist ein duktiles Guss-Rohrsystem, mit dem durch die Wahl eines entsprechenden Verfüllmaterials der Leitungsgraben als Speicher für Niederschlagswasser und gleichzeitig als Wurzelraum für Bäume des städtischen Grüns ausgebildet werden kann. Für diese Bauweise ist die Kombination der Wurzelfestigkeit von Steckmuffen-Verbindungen mit Umhüllungen, die den Einsatz von gut verdichtbaren grobkörnigen Materialien im Leitungsgraben ermöglichen, eine wesentliche Eigenschaft. Sie wird von duktilen Guss-Rohrsystemen voll erfüllt.
Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeitskriterien
Im Rahmen der Normungsarbeit stehen die Nachhaltigkeitskriterien schon seit Jahren auf der Agenda und werden unter dem komplexen Begriffs des „Life Cycle Assessments“ behandelt. Darin enthalten sind z. B. die Wiederverwendung von Produkten nach dem Ausbau, die Wiederverwertung der eingesetzten Rohstoffe oder die bei der Herstellung eingesetzte Menge an fossilen Rohstoffen. Der effiziente Umgang mit Ressourcen steht seit Jahrzehnten im Focus der EADIPS FGR Mitglieder. So konnten beispielsweise in den letzten 5 Jahrzehnten durch die treffsicherere Erzeugung geringerer Rohrwanddicken im Schleudergießverfahren die genormten Mindestwanddicken nahezu halbiert werden.
Zu betonen ist weiterhin, dass Rohre, Formstücke und Armaturen der EADIPS FGR Mitglieder zu fast 100 % aus Recyclingmaterial hergestellt werden und somit bereits im Jahr 2012 bei Inkrafttreten des Kreislaufwirtschaftsgesetzes (KrWG) [5] grundlegende Forderungen erfüllten. Verstärkte Aktivitäten der EADIPS FGR auf diesem Sektor gewinnen somit in der Regelwerksarbeit und auf politischer Ebene an Bedeutung.
Ausblick der Aktivitäten der EADIPS FGR
Die Aktivitäten der EADIPS FGR haben sich schon immer und werden sich auch weiterhin an betreiberrelevanten Themen orientieren. Die Digitalisierung der Wasserwirtschaft wird in Zukunft zu einer stärkeren Vernetzung von Herstellern, Lieferanten und Betreibern führen. Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel, die Reduzierung von Treibhausgasen sowie ein schonenderer Umgang mit Ressourcen betreffen Hersteller, Lieferanten und Betreiber. Güteüberwachte duktile Guss-Rohrsysteme werden weiterhin eine wesentliche Rolle spielen. Aus diesen Betrachtungen ergeben sich drei wesentliche Handlungsfelder der EADIPS FGR: die Digitalisierung der Wasserwirtschaft, die Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel (Boden-Rohr-System) sowie ein noch effizienterer Umgangmit Ressourcen.
Zu betonen ist, dass die Handlungsfelder vernetzt betrachtet und sowohl auf technischer als auch politischer Ebene weiterentwickelt werden müssen. So kann beispielsweise die Digitalisierung zum verbesserten Verständnis wasserwirtschaftlich relevanter Prozesse beitragen oder die Effizienz beim Umgang mit Ressourcen steigern. Die EADIPS FGR und ihre Mitglieder werden den Dialog mit Planern, Anwendern und Betreibern fortsetzen und auf politischer Ebene intensivieren.
Autor: Manfred Künze (Vorsitzender des Vorstands)
Der Beitrag wurde von der Redaktion leicht gekürzt. Den kompletten Beitag mit diversen Abbildungen finden Sie als PDF im Downloadbereich unter Downloads Jahreshefte EADIPS FGR.