Hydranten aus Gusseisen mit Kugelgrafit

Hydranten sind Absperraggregate der Wasserversorgungsnetze, die u.a. der Feuerwehr, Straßenmeistereien und Straßenreinigungsfirmen die unmittelbare Wasserentnahme aus dem öffentlichen Wasserleitungsnetz ermöglichen. Daneben dienen Hydranten auch dem Spülen bzw. dem Be- und Entlüften von Rohrnetzen. Man unterscheidet Unterflur- und Überflurhydranten. Für die Brandbekämpfung sind Überflurhydranten vorzuziehen, da sie immer betriebsbereit, leicht auffindbar und zugänglich sind. Bei dichter Bebauung und in verkehrsreichen Gebieten werden durch Hinweisschilder gekennzeichnete Unterflurhydranten verwendet. An Konstruktion, Handhabung, Wartung und Betriebssicherheit von Hydranten aus Gusseisen mit Kugelgrafit werden hohe Anforderungen gestellt, weil man bei der Vielzahl von Bedienern unterschiedliche Qualifikationen annehmen muss.

Hydranten

Der Einsatzbereich von Industriehydranten ist z.B. in Industrieanlagen, Kraftwerken und Flughäfen, also überall dort, wo große Mengen an Löschwasser benötigt werden.

Werkstoffe und Beschichtungen von Hydranten

Die Gehäuseteile der Hydranten sind in der Regel aus Gusseisen mit Kugelgrafit oder aus Stahl. Auch andere Werkstoffe sind zulässig, u.a. sind Oberteile aus Aluminium erhältlich. Als Werkstoffe für Absperrelemente werden PUR (Polyurethan) und EPDM (Ethylen-Propylen-Dien-Monomer) eingesetzt.

Die Epoxidharz-Beschichtung von Armaturen hat sich zwischenzeitlich zum Standard für Armaturen bei Rohwasser, Trinkwasser und Abwasser entwickelt. Neben der Verwendung von hochwertigen Epoxidharzlacken hat sich bei den Armaturen besonders die umweltfreundliche und lösungsmittelfreie Epoxidharz-Pulver-Beschichtung durchgesetzt.

Als dauerhafter Korrosionsschutz hat sich die Email-Beschichtung seit vielen Jahren in der Wasserversorgung etabliert. Inzwischen wird Email auch als Außenbeschichtung verwendet, um eine integrale, übergangslose Beschichtung zu gewährleisten. Bei Werkstoff, Herstellung und Prüftechnik steht seit einigen Jahren ein geschlossenes Beschichtungssystem „Komplett-Email“ zur Verfügung, das mittlerweile seinen Weg in die praktische Anwendung im Bereich des Transports von Rohwasser, Trinkwasser und Abwasser gefunden hat.

Überflurhydranten

In der öffentlichen Wasserversorgung eingesetzte Überflurhydranten müssen strengen Anforderungen und nationalen Regelwerken entsprechen. Die Überflurhydranten ragen über das Bodenniveau hinaus und bestehen aus dem im Erdreich verbauten Hydrantenunterteil, welches das Hauptabsperrventil aufnimmt und dem Hydrantenoberteil mit den Abgängen zur Wasserentnahme, das auf Bodenhöhe angeflanscht wird. Alle Überflurhydranten sind zum Schutz des Hydrantenunterteils und der angeschlossenen Wasserrohrleitung mit einer Sollbruchstelle ausgestattet, welche im Verbindungsflansch zwischen Hydrantenoberteil und -unterteil liegt.

Überflurhydranten werden vorwiegend in den Nennweiten DN 80 und DN 100 sowie für einen Bauteilbetriebsdruck von 16 bar eingesetzt. Es gibt sie mit vertikalem oder horizontalem Einlauf mit Flansch-, Muffen- oder Spitzendanschluss. Übliche Rohrüberdeckungen bewegen sich zwischen 1,25 m und 1,5 m. Damit wird sichergestellt, dass das Hauptventil auch bei minimaler Restwassermenge nicht einfrieren kann. Normalerweise sind Hydrantenunterteile für fixe Rohrdeckungen ausgelegt. Überflurhydranten werden in unterschiedlichen Rohr- und Rohrverbindungssystemen eingesetzt. 

Überflur Hydranten

Hydrantenoberteil eines Überflurhydranten ohne Fallmantel mit absperrbaren Abgängen

Unterflurhydranten

Natürlich müssen auch die Unterflurhydranten den Anforderungen und nationalen Regelwerken entsprechen. Sie werden ebenfalls in den Nennweiten DN 80 und DN 100 verwendet. Unterflurhydranten befinden sich i.d.R. unter einer Straßenkappe und können von oben bedient werden. Zur Wasserentnahme wird ein Standrohr benötigt, das mittels einer Klaue am Hydranten befestigt wird. Das Hauptabsperrventil wird von oben mit einem Hydrantenschlüssel betätigt.

Unterflurhydranten bestehen aus ein- oder zweiteiligen Gehäusen, auch Mantelrohre oder Steigrohre genannt, deren unterer Teil das Absperrorgan aufnimmt. Die Unterflurhydranten können eine einfache oder doppelte Absperrung haben. Die doppelte Absperrung wird meist mit einer Kugel oder einem Kegel ausgeführt und hat den Vorteil, dass das Absperrorgan einschließlich seiner Antriebselemente unter vollem Leitungsdruck über die Straßenkappe ausgewechselt werden kann. Wegen der notwendigen Straßenkappe besteht beim Unterflurhydranten jedoch die Gefahr, dass bei unzureichender Wartung und in Straßensenken ggf. Fremdkörper wie Splitt oder Steine in das Gehäuse gelangen und so das Absperraggregat beschädigen. Um diese Gefahr zu minimieren, werden im Bereich der Befestigungsklaue sogenannte Venenklappen oder Deckel verwendet. Unterflurhydranten werden in unterschiedlichen Rohr- und Rohrverbindungssystemen eingesetzt. 

Unterflur Hydranten

Unterflurhydrant doppelte Absperrung mit Vollemaillierung, Öffnungsrichtung entgegen der Strömungsrichtung 

Anwendungsbereiche für Hydranten aus Gusseisen mit Kugelgrafit

  • Entnahme von Löschwasser
  • Be- und Entlüften von Rohrleitungen
  • Spülen von Rohrnetzen an Endsträngen aus hygienischen Gründen
  • Herstellen von provisorischen Netzverbindungen
  • Notwasserentnahme
  • zeitliche begrenzte Entnahme, z. B. für Bauzwecke, Volksfeste usw.
  • Überbrückungen von Notversorgungen
  • Entleeren von Rohrleitungen
  • Leckortung

 

Autor: Dr. Jürgen Rammelsberg

Der Beitrag wurde von der Redaktion leicht gekürzt. Den kompletten Beitrag mit diversen Abbildungen finden Sie als PDF im Downloadbereich unter Downloads Jahreshefte EADIPS FGR.